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Beitragsbild Zähne als Risikofaktor für Rheuma? Ursachen erkennen und therapieren

Zähne als Risikofaktor für Rheuma? Ursachen erkennen und therapieren

03. Februar 2020

Bei vielen rheumatischen Erkrankungen reagiert das Immunsystem über und greift körpereigenes Gewebe an. Typisch sind vorrangig entzündliche, später degenerative Gelenkserkrankungen (z. B. Arthritis). Im fortgeschrittenen Stadium bleiben die Beschwerden jedoch oft nicht auf die Gelenke beschränkt, sondern können sich auch auf andere Organe ausweiten.

Nach unseren Erfahrungen haben viele Rheumapatienten versteckte Entzündungen („silent inflammations“) bei Zähnen, in Leerkieferbereichen und durch metallische Werkstoffe. Sie rufen in der Regel weder Schmerz noch andere Symptome hervor, üben aber einen Dauerstress auf das Immunsystem aus.

Die 4 wichtigsten Mitursachen für Rheuma sind:

  • Wurzelfüllungen
  • Implantate, metallischer Zahnersatz, Amalgam
  • Degenerative Knochenerweichungen
  • Parodontose

Die Therapie dieser Entzündungen entlastet das Immunsystem, fördert den Heilungsprozess und kann Symptome und Schmerzen verbessern.

Wurzelbehandelte Zähne bei Rheuma

Jeder tote Zahn ist für das Immunsystem eine Mehrfachbelastung. Das hängt zum einen mit der Anatomie des Wurzelkanalsystems zusammen, zum anderen mit der bakteriellen Belastung aus den infizierten Wurzelkanälen.

Rheuma und wurzelbehandelte Zähne - Bild

Bild 1: Das Wurzelkanal-System im Zahn (Quelle: Graf: Störfeld Zahn; Elsevier-Verlag München 2010)

Selbst bei bester mechanischer Aufbereitung der Wurzelkanäle eines Zahnes können nur die Zentralkanäle einer Zahnwurzel gesäubert werden. Ein Wurzelkanal ist aber nicht wie ein Gartenschlauch, sondern eher wie ein Tannenbaum gestaltet (Bild 1).

Das bedeutet: Der „Stamm“ kann bei einer Wurzelbehandlung gesäubert und abgefüllt werden. In die feinen und feinsten Verzweigungen, die sich durch die Zahnwurzel genauso wie durch die Zahnkrone ziehen, bleiben jedoch nicht unwesentliche Mengen des abgestorbenen Zahnnervs und bilden so ein Depot von Leichengiften, die in Minidosen in den Organismus abgegeben werden und somit Teil einer Belastung werden, die ein Rheumatiker in der Regel nicht mehr kompensieren kann.

Potenziert (vervielfacht) wird diese Belastung durch Quecksilber (z.B. aus Amalgam), denn die Leichengifte reagieren leicht mit Quecksilber. Das so entstehende Dimethyl-Quecksiber ist ein hochtoxischer Stoff, der bis zu 200 Enzyme blockieren und somit massiven Einfluss auf den Stoffwechsel nehmen kann mit all seinen gesundheitlichen Folgen.

Des Weiteren gibt es keinen wurzelbehandelten Zahn, der trotz zahnärztlicher Desinfektionsbemühungen frei von Bakterien ist. Die dort befindlichen Mikroben finden in den undurchbluteten Gewebsresten im Kanalsystem ideale Voraussetzungen für eine bakterielle Dauer-Infektion.

Beim Gesunden kann diese immunologische Belastung, je nach individueller Konstitution, mehr oder minder lange kompensiert werden. Bei einem Rheumapatienten sind die Voraussetzungen jedoch kolossal anders, denn bei ihm ist die Belastungsgrenze und damit die Kompensationsfähigkeit des Immunsystems bereits überschritten. Zur Besserung seines Befindens sollten deshalb diese immunologischen Belastung minimiert werden.

Weitere Informationen unter: Belastung des Organismus durch wurzelbehandelte Zähne oder Zahn-Wurzelbehandlungen mit Nebenwirkungen.

Implantate / Zahnersatz mit Metall, Amalgamfüllungen bei Rheuma

Es gibt prinzipiell kein Metall, das im Mund absolut zersetzungsfrei ist. Die Abgabe von Metall-Ionen im Mund ist dabei unterschiedlich und hängt vor allem vom Milieu des Mundes und von der Zusammensetzung der Dental-Legierung ab. Metallischer Zahnersatz ist somit eine Quelle für metallische Ionen, die bei chronisch Kranken gesundheitliche Auswirkungen haben können.

Insbesondere das leider häufig noch verwendete Füllungsmaterial Amalgam sollte hierbei mit besonderer Vorsicht genossen werden (Bild 2).

Amalgam Fuellung

Bild 2: Amalgam-Füllung

Amalgam ist ein instabiles und zersetzungsaktives metallisches Gemenge, das nicht nur metallische Ionen, sondern auch Quecksilberdämpfe und -partikel kontinuierlich in die Mundhöhle abgibt. Das frei werdende Quecksilber ist das giftigste nichtradioaktive Element und somit auch in Minidosen langfristig gesundheitsgefährdend. Quecksilber ist zudem ein sogenannter „Potenzierungsfaktor“ für Umwelt-Schadstoffe, was bedeutet, dass unter Anwesenheit von Quecksilber andere Schadstoffe in ihrer toxischen Wirkung sich drastisch verschlimmern. Es ist somit ein Schadstoff oberster Priorität und sollte nicht nur bei Rheumatikern konsequent gemieden werden.
Weitere Informationen zu Amalgam unter: „EU schreitet bei Amalgam ein“ oder Toxizität von Amalgam- und Kunststoff-Füllungen.

Auch bei der Anwendung von metallischen Implantaten (meist aus Titan) ist der Beweis erbracht, dass durch die Korrosion (Zersetzung) des Implantats sich im Kiefer deutlich erhöhte Titanwerte im Kieferknochen nachweisen lassen. Auch die regionalen Lymphknoten im Implantatbereich sind nachweisbar stark durch Titan belastet.

Metalle können verschiedenste immunologische Wirkungen haben wie z.B. Blockade aktiver Zentren von Enzymen oder auch strukturverändernde Wirkungen auf Protein mit entsprechender immunaktiver Wirkung. Somit sollten bei allen Rheuma – Erkrankungen nach Möglichkeit keine Metalle im Mund verwendet werden.

Weitere Informationen auch unter: Titan Implantate mit Nebenwirkungen? oder Gesundheitliche Unwägbarkeiten durch Titan?.

Degenerative Knochenerweichungen (NICO) bei Rheuma

Bei den NICOs handelt es sich um isolierte Knochen-Nekrosen (Knochen-Erweichungen) meist in zahnlosen Kieferarealen, die nach unseren Erfahrungen gehäuft in Bereichen zu diagnostizieren sind,

  • in denen devitale, meist wurzelbehandelte Zähne entfernt wurden,
  • wo Zähne durch chirurgisch-operative Eingriffe entfernt wurden
  • nach Wundheilungsstörungen in der Folge von Extraktionen oder operativen Eingriffen
  • im distalen Molarenbereich, dem sogenannten 8er und 9er-Gebiet

Degenerative Knochenerweichungen sind isolierte Bezirke im Kiefer, in denen, man vermutet durch Minderdurchblutung, eine Knochennekrose (abgestorbener Knochen) vorzufinden ist. Dieser Hohlraum ist im Kiefer eingekapselt und umgeben von gesundem Knochen. Im Inneren dieser Knochenerweichung lassen sich verschiedenen Entzündungsmediatoren nachweisen, durch deren Ausschüttung und Weitertransport durch Blut und Lymphe es zu verschiedensten Erkrankungen fern der Ursache kommen kann. Damit können Gesundheitsbeeinträchtigungen und Symptome fern der Ursache ausgelöst werden, die für die die Schulmedizin oft unerklärlich sind.

Wissenschaftlich belegt sind Zusammenhänge mit

  • Allergien und Asthma
  • Gelenkserkrankungen
  • multipler Sklerose
  • Melanom-Erkrankungen
  • Brustkrebs
  • Altersdemenz und Morbus Alzheimer

Die Diagnostik einer diesbezüglichen Knochenerweichung ist schwierig, denn die herkömmlichen bildgebenden Verfahren (Panorama-Röntgenaufnahmen) lassen im Idealfall einen diesbezüglichen Knochenbezirk nur vermuten. Auch zeigt eine konventionelle 2-D-Panoramaschichtaufnahme nur sehr begrenzt die tatsächliche Ausdehnung und Lokalisation der bestehenden Osteolysen. Eine sichere Diagnostik kann nur durch einen DVT (digitale Volumen-Tomografie) oder durch Magnetresonanz erfolgen.

Weitere Information auch unter: NICO – die versteckte Entzündung im Kiefer

NICO Rheuma

Bild 3: Eingeschränkte Darstellbarkeit einer Knochenerweichung durch eine Röntgenaufnahme

Chronische Entzündung durch eine „Parodontose“ bei Rheuma

Bei der Parodontitis marginalis, wie die „Parodontose“ wissenschaftlich korrekt genannt wird, handelt es sich um eine Infektionserkrankung durch bakterielle, gramnegative Anaerobier. Die auslösenden Keime dafür sind bekannt, weshalb beim Vorliegen einer erhöhten Konzentration von sehr stark und/oder stark aggressiven Keimen in den Zahnfleischtaschen während der Therapie von Parodontitis in der Regel die Gabe von spezifischen Antibiotika und/oder die Instillation von Ozon in die Zahnfleischtasche empfohlen wird.

Interessant ist, dass sich die parodontal gefährlichen Keime als Bestandteil der natürlichen Mundflora bei fast jedem in unserer Gesellschaft nachweisen lassen, allerdings in wesentlich geringeren Konzentrationen als beim bereits Parodontitis Erkrankten (Entgleisung des bakteriellen Gleichgewichts). Ursachen dafür, warum beim Einen eine „gesunde“ Mischflora im Mund mit hauptsächlich grampositiven Aerobiern vorhanden ist, während beim Erkrankten eine „kranke“ Mischflora mit überwiegend gramnegativen Anaerobiern zu finden ist, sind genetische Veranlagung und äußere Bedingungen (Mundmilieu).

Parodontale Entzündungsfaktoren mit permanenter Ausschüttung von Entzündungsmediatoren sind Potenzierungsfaktoren für degenerative Erkrankungen aller Art und können somit externe Auslöser für Gelenksrheuma (Arthritis) sein.

Weitere Informationen unter: Die Parodontitis – wenn den Zähnen der notwendige Halt verloren geht oder Parodontitis.

Zusammenfassung – Behandlung der Zähne bei Rheuma

Beim Vorliegen einer rheumatischen Erkrankung hat die Entlastung des Immunsystems oberste Priorität. Einen wesentlichen Beitrag zur Überlastung des Immunsystems bilden, wie einleitend erwähnt, die sogenannten „silent inflammations“. Unter diesem Aspekt gilt es, verschiedene Belastungsfaktoren auch aus der Zahnmedizin zu erkennen und mit zu berücksichtigen. Das wird aus Unkenntnis in der Therapie jedoch häufig nicht beachtet. Die Sanierung von zahnmedizinischen Belastungsfaktoren kann den Behandlungserfolg deutlich steigern.

Bei der zahnmedizinischen Therapie hat nach unseren Erfahrungen die schonende Entfernung von Amalgam-Füllungen unter Gummi-Schutz (Kofferdam) und mit externer Sauerstoff-Beatmung und die Elimination von toten Zähnen höchste Wertigkeit.

Abhängig vom Gesundheitszustand des Patienten sollte bei einer gesicherten Diagnose von chronischen Osteolysen (NICO) auch immer deren operative Entfernung in Erwägung gezogen werden. Zur Optimierung des Therapieerfolgs ist dazu eine vorherige Substitution mit bestimmten Nahrungsergänzungen sehr empfehlenswert.

Beim Vorliegen einer „Parodontose“ muss zwingend auch eine Sanierung des Zahnfleisches durchgeführt werden.

Metallimplantate, -füllungen, -zahnersatz im Mund sollten unterlassen werden zugunsten von metallfreien Alternativen.

Ist die rheumatische Erkrankung noch nicht zu weit fortgeschritten, so ist nach unserer Erfahrung bei einer konsequenten Zahnsanierung nach umwelt-zahnmedizinischen Aspekten teilweise sogar eine spontane Besserung der Beschwerden zu verzeichnen. Das Immunsystem ist weniger belastet und die Selbstheilungskräfte können wieder aktiver Ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommen.

Zahnarzt: Dr. Johanna Graf und Dr. Karlheinz Graf
D-94315 Straubing

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Lina Berghammer

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